Latein-Oberstufenkurs besucht Schauspielhaus Frankfurt: Antigone des Sophokles

Durchaus geteilt waren die Aussagen der Schülerinnen aus dem Latein-Oberstufenkurs Q1/Q3 nach dem Besuch des Theaterstücks „Antigone“ des Sophokles im Schauspiel Frankfurt in der Inszenierung der Regisseurin Selen Kara.

 

Ein Schüler kommentierte lakonisch: „75 Minuten Bühnentheater, und es passiert eigentlich gar nichts.“ Anders dagegen die Mehrheit des Kurses, die wie in den Bann gezogen war von den typischen Inhalten der klassischen griechischen Tragödie: menschliche Konflikte und Dilemma-Situationen, Schuld und Mitgefühl, und was sich ansonsten noch in der vielleicht bekanntesten Tragödie des Sophokles findet, in der die ausweglose Situation der Antigone dargestellt ist. Sie, die sich entscheiden muss zwischen dem Willen von Herrscher Kreon und damit dem herrschendem Gesetz und der Liebe zum gefallenen Bruder Polyneikes, dem es verwehrt wurde, bestattet zu werden.

Und auch von manch durchaus aktuellem Ausspruch in der Tragödie war der eine Schüler oder die andere Schülerin erfasst. Wenn etwa Antigone spricht: „Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da“ (Ant. 523) und damit ihren Ungehorsam Kreon und den Gesetzen des Staates gegenüber begründet, betont dies den Vorrang universeller menschlicher Werte wie Menschlichkeit, Mitleid und moralischer Verpflichtung gegenüber staatlichem Gesetz.

Oder wenn sie in Anerkennung überstaatlicher moralischer Maßstäbe, die gegen staatliche Willkür bestehen, den Ausspruch tätigt: „Gerechtigkeit ist stärker als die Gewalt des Staates.“

Oder wenn der erste große Chor ansetzt zum berühmten „Vieles ist schrecklich, doch nichts ist schrecklicher als der Mensch“. Da kamen so manchem der erstaunlich vielen jungen Zuschauer an diesem Abend unwillkürlich gedankliche Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen in den Sinn – ganz so, wie es die griechische Tragödie intendiert.

So kehrten also, wie nicht anders zu erwarten, die Schülerinnen und Schüler mit gemischten Gefühlen wieder nach Hause zurück. Einigkeit bestand aber in der gemeinsamen Überzeugung, dass es sich um einen lohnenswerten Ausflug des Kurses in die Gedankenwelt der Antike handelte, der gerne noch einmal wiederholt werden dürfe.

 

 

Foto: Ein Teil des Lateinkurses Q1/Q3 mit Kurslehrer Jochen Kilb

 

Text und Foto: J. Kilb

 

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